Interview: Frank Otto "Wir wollen vernetzen" Hamburger Wirtschaft 06/2011

Medienunternehmer Frank Otto ist Vorsitzender des Vereins der Kreativwirtschaft „Hamburg hoch elf“. Die hamburger wirtschaft sprach mit ihm über die Ziele des Vereins und über den Medien- und Kreativstandort Hamburg.

hamburger wirtschaft: Aus welchem Grund engagieren Sie sich bei Hamburg hoch elf?

Frank Otto: Wir wollen standortbezogen als Kreativwirtschaft Stärke zeigen. Ich will dabei helfen, die Kreativwirtschaft in der Stadt sichtbarer zu machen.

hamburger wirtschaft: Was ist damit gemeint?

Frank Otto: Kultur findet in Hamburg zu wenig an zentralen öffentlichen Plätzen statt, ist also im öffentlichen Raum nicht sichtbar. Aber auch als Kreativwirtschaft insgesamt sind wir wegen unserer Struktur nicht ausreichend wahrnehmbar.

hamburger wirtschaft: Wie unterscheidet sich die Struktur von anderen Wirtschaftszweigen?

Frank Otto: Wer kreativ arbeitet, arbeitet in kleinen Units. Diese wachsen und werden größer. Große Unternehmen zerfallen wiederum zu kleinen Units. Diese Art der Arbeit ist für uns effizient. Wir haben viele kleine und wenig große Unternehmen. Deshalb sind wir als Ganzes weniger sichtbar als beispielsweise die Industrie.

hamburger wirtschaft: Wird innerhalb der Kreativwirtschaft genug über die Branchengrenzen hinaus geschaut?

Frank Otto: Es gibt ganz viel branchenübergreifendes Zusammenspiel. Der Musiker benötigt den Grafiker für die CD-Cover-Gestaltung. Der Fotograf macht die Fotos der Musiker, der Schauspieler tritt im Musikvideo auf. Es ist an der Tagesordnung, dass andere Kreativbranchen in die Arbeit einbezogen werden. Es ist vielen nur gar nicht bewusst.

hamburger wirtschaft: Wie setzt Hamburg hoch elf hier an?

Frank Otto: Wir wollen einzelne Sparten aus der Ghettoisierung herausholen. Es gibt so viele gemeinsame Belange von Künstlern. Für bildende Künstler ist es genauso schwierig, Räume zu finden wie für Musiker. Wir wollen vernetzen, Bedürfnisse bündeln und so Lösungen leichter herstellen. Ganz wichtig: Wir sind kein Berufsverband, wir sind keine Interessenvertretung und wir wollen keine bestehenden Vereine und Verbände kannibalisieren.

hamburger wirtschaft: Ist die Wirtschaftlichkeit von künstlerischen Vorhaben auch ein Thema für den Verein?

Frank Otto: Ja, wir wollen die Teilhabe des Einzelnen an den Märkten stärken und verbessern. Wir sehen uns auch als Wirtschaftsförderung.

hamburger wirtschaft: Die Beratung von freischaffenden Künstler und Kreativen ist aber doch Aufgabe der städtischen Hamburg Kreativgesellschaft.

Frank Otto: Wir horchen in die Mitgliederschaft hinein und wollen Impulse geben. Die professionelle Beratung übernimmt die Hamburg Kreativgesellschaft. Wir verstehen uns als Sparringpartner und begleiten die Hamburg Kreativgesellschaft, wir richten uns aber nicht nach ihr aus.

hamburger wirtschaft: Welches Thema liegt Ihnen am meisten am Herzen?

Frank Otto: Ein großes Thema ist die Rechteverwertung. Die Musik äußert sich hier am lautesten, aber Fotografen und andere sind doch ebenso davon betroffen. Wir brauchen ein einfaches, nachvollziehbares Recht. Wir haben den goldenen Weg noch nicht gefunden. Ich bin mir aber sicher, er wird sich finden lassen! Daran wollen wir mit Hamburg hoch elf mitarbeiten.

hamburger wirtschaft: Was wünschen Sie sich für Hamburgs Künstler und Kreative?

Frank Otto: Auffällig ist das Verlangen der Stadt, sich als besonders edel darzustellen. Aus unterschiedlichen Gründen ist das auch durchaus wünschenswert. Kreative haben jedoch andere Bedürfnisse. Für sie ist das Experimentelle wichtig, das Provisorische, das Flüchtige. Machen und wieder abreißen. Dafür ist in Hamburg wenig Raum. Die Stadt muss für Kunst und Kreativität Freiräume schaffen, und dann aber auch loslassen können und einfach entstehen lassen.

Tanja Martens
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Zur Person
Frank Otto, 1957 geboren, lernte zunächst Restaurator für Papier und Grafik und studierte anschließend Bildende Kunst. Er war Musiker und Musikproduzent, bevor er 1987 in Hamburg den privaten Radiosender OK Radio und später Hamburg1 gründete. Frank Otto ist langjähriges Mitglied im Handelskammer-Ausschuss für Medienwirtschaft. Otto ist Geschäftsführer mehrerer Medienunternehmen. Sein neuestes Projekt ist Greencapital.tv.