Meine Danksagung zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

Vielen Dank für die zahlreichen Gratulationen hier auf facebook. Meine heutigen Danksagungen waren nicht nur für die Anwesenden bestimmt, weshalb ich den ungefähren Wortlaut hier mal wiedergebe:

Sehr geehrte Frau Senatorin Kissler, liebe Gäste,
als ich die Mitteilung zu dieser Ehrung erhielt schossen mir in dichter Folge einige Gedanken durch den Kopf:
„Nimmt ein Hamburger überhaupt solch eine Auszeichnung an?“ und „Wofür habe ich die Aufmerksamkeit des Bundespräsidenten überhaupt verdient?“

Nachdem ich dann erfahren hatte, was Frau Senatorin Kissler uns grade in so wunderbaren Worten nahegebracht hat und mir vorab in Wikipedia-Form mitgeteilt wurde, hörte ich mich vorsichtig im engen Freundeskreis um.
„Das musst Du“ und „grade bei Dir ist das ein besonderes Zeichen“ bekam ich zur Antwort.
Das hat mich fast ebenso überrascht, wie ich nicht einmal im Traum damit gerechnet hätte jemals solch eine Ehrung zu erhalten.
Hatte ich mich so geändert oder hat sich unsere Gesellschaft schon so gewandelt?

Da ich stets den Erfolg der Projekte als Belohnung genug empfinde nehme ich die Auszeichnung an um all jene hunderte Mitstreiter einzubeziehen und ihnen zu Danken, die zu versammeln selbst der größte Saal dieses Hauses zu klein wäre.

Es liegt ein Vierteljahrhundert zurück als ich den Verlust eines Künstlers, den ich kurz zuvor noch als einen eitlen Gockel angesehen hatte, plötzlich als große Tragik und unersetzbare Lücke in der Musiklandschaft wahrnahm. Freddy Mercury war an AIDS gestorben. „The Show Must Go On“, was für eine Aussage.

Mit Sorge beobachtete ich fortan die so gar nicht mehr unbefangene Pubertät meiner „Ziehtochter“, vor allem im Vergleich zu meiner diesbezüglich unbeschwerten Jugend. In der Öffentlichkeit wurde ich grade als erfolgreicher Begründer eines Radiosenders für genau diese junge Zielgruppe wahrgenommen. Nach Rückkehr aus meinem ersten Urlaub, seit der Gründung des Senders, empfingen mich meine Mitarbeiter “ Hey, Frank, es gibt da eine Frau mit der Du unbedingt sprechen musst. Und wenn Du das machst stehen wir voll dahinter!“

Und so konnte Babette Peters mich damals dafür gewinnen, aktiv gegen die Stigmatisierung von HIV und AIDS als ‚Schwulenkrankheit‘ und ‚Strafe für freizügige Sexualität‘, wie es von vielen damals gesehen wurde, vorzugehen. Du hast damals ein Team zusammengeführt, das half „Hamburg Leuchtfeuer“ in allen Stadtteilen und allen Gesellschaftlichen Schichten zu verankern und letztendlich Tausende Unterstützer zu mobilisieren. Auch der hiesiege Hausherr, unser Bürgermeister Scholz, der damals noch einen flexibleren Terminkalender führte, gehörte lange als Botschafter dazu, so kann man sehen wie Außenseiterthematiken in der Mitte der Gesellschaft ankommen können.

Die Idee und Verwirklichung eines Hospizes war dafür ein großer Ansporn.

Unter dem Claim „Unternehmen Menschlichkeit“ hat Petra Fischbach das Themenspektrum um Krankheit, Sterben, Tod, Trauer, Abschied und Gedenken erweitert, mit der Beispielhaftigkeit des Hospiz die Gründung vieler neuer Hospize in der ganzen Republik gefördert und hunderte ehrenamtliche Helfer an das Haus gebunden. Ein ‚Leuchtturmprojekt‘ nennen wir das in Hamburg ja ganz gerne.

Bei einem anderen ‚Leuchtturmprojekt‘, dem Bau der Elbphilharmonie, ist mittlerweile die Frage nach der Verhältnismäßigkeit aufgeworfen worden. Nachher ist man immer schlauer.

Als die Idee dazu aufkam vertrat die Stadt gegenüber einer anderen Idee noch die Auffassung, Strassennamen gibt’s nur für Verstorbene. Und jemand, der sich in dieser Stadt seit jeher in besonderer Weise für das Musikleben engagiert hat und dem Bundespräsidenten nur deshalb noch nicht zur Ehrung aufgefallen ist, weil er das Vieraugengespräch und den Rückhalt aus der zweiten Reihe den großen Worten von strahlender Bühne vorzieht, so sprach mich Uriz von Oertzen auf die ihm eigene Weise an.

Die Hamburger Historie der Beatles, von denen damals noch drei lebten, sollte als erstes Manifest der Subkultur das Stadtbild prägen, überzeugte mich Uriz von Oertzen, und mehr brauchtest Du mir dazu ja auch nicht sagen. Davon die Behörden zu überzeugen war naturgemäß deutlich schwieriger.

Es war Stephan Heller, der als Programmdirektor sein Radioprogramm und die Werbemaßnahmen von Oldie 95 dazu nutze, die Hamburger für die Idee eines Beatles-Platz zu begeistern. Tausende Hörer spendeten Geld um dies realisierbar zu machen. Aber auch wir hatten, wenn auch nicht ganz so schlimm, die Kosten etwas unterschätzt und so erhielt das Projekt schließlich die Unterstützung des Bezirks und der Stadt, damals politisch in unterschiedlicher Führung, womit zur Einweihung alle in der Bürgerschaft vertretenen politischen Farben die Fertigstellung feiern konnten. Auch hier kam ein Unterstützerkreis zusammen, für den selbst der einzuweihende Platz zu klein war. Wenn sich politische Einigkeit doch öfter so einfach herstellen ließe.

Auf ein Opfer politischer Entscheidungen wurde ich von Wolfgang Siemens hingewiesen. Du gehörtest ja schon lange zum Kreis jener, mit denen ich über Weltverbesserung und Kultur nicht nur philosophierte, sondern zur Tat schritt, was oftmals auch sehr lustvoll sein konnte. Diesmal lagen die Dinge aber anders, die Politik hatte entschieden Weiterbildungsstudiengängen keine Mittel mehr zur Verfügung zu stellen. Der Haushalt gab das nicht mehr her und damit war der erste bundesrepublikanische Popkurs, offiziell ‚Kontaktstudiengang Popularmusik‘, vor dem Aus.

Es waren die Dozenten, die mich von ihrem Konzept überzeugten, das sehr meinen eigenen Erfahrungen mit Musik entsprach, und natürlich kannte ich auch Bands, die aus dem Popkurs heraus gegründet, imposante Karrieren gestartet hatten. Und ich erfuhr in den Gesprächen von weiteren tollen Absolventen, die in unserer Musikszene ordentlich aufgemischt hatten .

Prof. Lampson hatte grade frisch die Leitung der Hochschule übernommen und ihm war anzusehen, wie ihm vor der Ressourcenverschwendung schauderte, in den Semesterferien womöglich nur den Hausmeister in der großartigen Musik-Immobilie anzutreffen. Das ganze Renommee der Hochschule hätte unter dem Wegfall dieses Kurses zu leiden, unfassbar gleich zum Amtsantritt. Schließlich ging es eigentlich sogar darum, mal klarzustellen, welcher tolle Rang dieser Hochschule eigentlich gebührt.

Hier war also ‚erste Hilfe am Unfallort‘ gefordert um den nächsten Kurs zu sichern. Und dann unter Mitwirkung gestandener und prominenter Künstler dafür zu sorgen, dass die Politik der Rettung eine Chance gibt. Prof. Rauhe, der einstige Begründer des Popkurses als Modellversuch, mobilisierte weitere Zuwendungen und so hatten wir die Zeit, bis Klaus-Peter Schulenburg von Eventim dazu stieß und die künftig sichernde Stiftung, unter Mitwirkung der Stadt, 2008 die Rettung bekannt geben konnte.

Wie beschrieben wirkt bei all diesen Engagements eine große Zahl von Leuten mit, und es gibt da ja noch einige mehr – Frau Senatorin Kissler hatte darauf ja auch schon hingewiesen – die aufzuzählen ich uns an dieser Stelle ersparen möchte, ehrlich gesagt würd ich’s vollständig nicht auf Anhieb hinbekommen.

Ehrenamtliche und Initiativen treffen sich in der Regel außerhalb der gewöhnlichen Arbeitszeit.

Dass mir das möglich ist hab ich natürlich einer großartigen Familie zu verdanken, die dadurch an so manchem Abend eben keinen ‚Mann im Haus‘ hat!

Und dem Bundespräsidenten wäre ich wohl kaum aufgefallen, wenn ich nicht selbst von meiner Herkunft her mit Möglichkeiten ausgestattet wäre, die nur Wenigen so großzügig gegeben sind.

Mein Vater gab mir, dem damals noch ziemlich aufmüpfigen Jugendlichen, aber noch etwas anderes auf den Weg. Sichtlich Stolz kam er von der Einweihung eines vom ihm gestifteten Spielplatzes nach Hause, allerdings auch etwas enttäuscht, dass der Politik damals ein anderes Engagement sehr viel lieber gewesen wäre.

„Es kommt darauf an dort zu helfen, wo man aus eigener Anschauung weiß, dass Hilfe notwendig ist. Auch wenn Andere das nicht sehen oder noch nicht sehen können, grade dann wird man gebraucht“ sagte er sinngemäß zu mir.

Ich nehme also diese Ehrung an und begreife sie als Auszeichnung und Ansporn in diesem Sinne weiter zu wirken. Vor allem nehme ich sie aber auch an, denn welche Gelegenheit hätte ich sonst in meinem Leben gehabt, Euch hier Versammelten und denn vielen anderen Mitwirkenden für ihr Engagement zu danken. Wir haben so manches bewirken können.

Mein ganz besonderer Dank für diese Ehrung gilt dem Bundespräsidenten, die sich noch gewichtiger anfühlt von jemanden zu erhalten, der es auch versteht dieses Amt auszufüllen.

Großen und vielen Dank Frau Senatorin Kissler, für die schönen Worte und diesen feierlichen Moment.

Ganz herzlichen Dank Euch Allen, hier drinnen und da draußen, ich denke es ist in unserem Sinne wenn ich mit den Worten schließe – „WIR MACHEN WEITER!“

(Als dann Getränke gereicht wurden hab‘ ich mich nochmal zu Wort gemeldet:)

Jetzt hab ich doch beinahe vergessen meine Eingangsfrage zu beantworten: Natürlich hat das auch bei mir viel verändert, aus dem „Gegen etwas sein“ wurde immer mehr „Für etwas eintreten“. Und auch die Gesellschaft hat sich verändert und ich bin sehr stolz darauf, dass wir gemeinsam dazu etwas beigetragen haben.