Zwitterplattform aus Musikmagazin und Labelnetzwerk (musikwoche 07.06.2013)

Beim Reeperbahn Festival im September 2012 präsentierten Medienunternehmer Frank Otto und Björn Mathes, Geschäftsführer des Labels ferryhouse, erstmals ihr neues Projekt: Joinmusic.com soll den Weg vom Künstler via Label zum Kunden verkürzen. MusikWoche fragte nach, wie sich Otto und Mathes das vorstellen.

„Mit Joinmusic wollen wir eine direkte und ständige Präsenz für Labels und ihr Repertoire schaffen und gleichzeitig redaktionellen Content für eine musikinteressierte Zielgruppe generieren“, erklärt Björn Mathes. Wir haben eine Möglichkeit gesucht, den Weg von der Musik zum Endverbraucher zu verkürzen. Denn bei der Vielzahl der Veröffentlichungen entsteht immer ein Engpass, „bei dem viel Energie verloren geht“. Doch was genau ist Joinmusic eigentlich? Mathes sagt es so: „Joinmusic.com ist eine Kombination aus Labelnetzwerk und Musikmagazin.“ Um die redaktionellen Inhalte – „Das Magazin“ – kümmere sich eine unabhängige Redaktion aus musikbegeisterten Menschen, aber jedes Label habe, unabhängig von einer etwaigen Berichterstattung im redaktionellen Teil, eine Grundpräsenz für seine Künstler und Veröffentlichungen: „Die Labelarea“.

Joinmusic ist ein überregionales Angebot; zum Start waren schon über 40 Labels aus ganz Deutschland dabei, verrät Björn Mathes. „Für uns ist das nicht nur im Hinblick auf die Vermarktung von Musik spannend, sondern auch wegen des Netzwerkgedankens unter Labels. Den wollen wir mit dieser Plattform anschieben.“ Deshalb werde es in naher Zukunft auch eine Kommunikationsebene bei Joinmusic geben, auf der gemeinsame Projekte und Kooperationen initiiert werden können.

Frank Otto erläutert die Philosophie: „Wir glauben, dass Musikliebhaber in den Labels gern auch so etwas wie Kuratoren sehen. Indem die Labels Künstler unter Vertrag nehmen und somit in sie investieren, dokumentieren sie ja auch, dass sie es ernst meinen.“ Und so sollen die Labelprofile „zum Gateway des Musikerlebnissses“ (Mathes) werden. „Bein joinmusic kann man sowohl neue Musik über das einzelne Labelprofil entdecken als auch auf Veröffentlichungen anderer Labels aufmerksam werden.

Dabei sollen zwei Ebenen zur Interaktion animieren, wie Otto erklärt: „Einerseits präsentiert sich das Label und kommuniziert mit dem Endverbraucher. Andererseits ist der Community-Gedanke für die Labels untereinander wichtig – nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark. Die Labels haben über ein modulares Content Management System einen eigenen Zugang zum Backend von Joinmusic.; externe Links – ob zu Soundcloud, Facebook oder YouTube – können selbstverständlich eingebunden werden. „Durch die Verbindung von Label und Konsument über die Labelprofile zielen wir auch auf eine stärkere Wahrnehmung des Labels als Brand, als Markenzeichen“, sagt Mathes. „Vielleicht wird dem einen oder anderen Verbraucher dadurch ja sogar bewusst, dass Musik nicht einfach so von irgendwoher kommt.“

Und wie vielen die ersten Reaktionen nach der Vorstellung beim Reeperbahn Festival 2012 aus?

„Sie fielen so ermutigend aus, dass wir gleich danach begannen, Labels in relevanter Anzahl einzupflegen“ berichtet Frank Otto. „Das war der erste wichtige Schritt.“ Und wie gehts weiter? „In diesem Jahr wollen wir noch mehr für die Labels tun, denn jetzt soll der Traffic kommen. Die nächsten Schritte sollen also für mehr Wahrnehmung sorgen, indem die Leute auf Künstler stoßen, auf die sie sonst nicht gestoßen wären.“

Doch wie schafft man Aufmerksamkeit über die B2B-Ebene hinaus?

„Wir wollen das Profil des Musikmagazins von Joinmusic schärfen, um uns von anderen Angeboten zu unterscheiden“ sagt Björn Mathes. “ Joinmusic ist informativ, unterhaltsam und durchaus subjektiv.“ Ein Alleinstellungsmerkmal der Seite sei auch ihr Aufbau, der sich an den „gelernten Mechanismen der Social-Media-Plattformen orientiert“. So gibt es unter anderem sehr präsente Videoeinbindungen und Track-Tweets, Kurzrezensionen einzelner Titel und Playlisten. „Wir verknüpfen unsere redaktionellen Inhalte mit multimedialen Angeboten, wo immer es geht“, erklärt Mathes. „Für uns war Joinmusic auch eine Herzensangelegenheit, der Netzwerkgedanke stand bei der Idee klar im Vordergrund.“

Doch auch eine Herzensangelegenheit will finanziert sein – wie sieht das Geschäftsmodell aus?

Alles schön der Reihe nach, sagen Mathes und Otto. „Dieses Jahr stehen neben dem weiteren Ausbau der Label-Area PR, Traffic als primäre Entwicklungsziele auf dem Plan“. Und Björn Mathes betont: „Wir wollen den Labels eine kostenfreie Kommunikations- und Promotionplattform bieten, das wird auch so bleiben. Der Vermarktungsansatz bezieht sich dabei eher auf den Magazinbereich über die Vermarktung der Seite. Und natürlich sind jede Menge Kooperationsmöglichkeiten denkbar.“

Manfred Gillig-Degrove

http://www.mediabiz.de/musik/news/joinmusic-zwitterplattform-aus-musikmagazin-und-labelnetzwerk/334119